Franken treibt Schweizer Industrie ins Ausland

von Insolution Team

Franken treibt Schweizer Industrie ins Ausland

Kurzarbeit, Preissenkungen und Kostenreduzierung sind nur ein paar der Maßnahmen, die die Schweizer Unternehmen seit der Abkopplung des Franken vom Euro ergriffen haben. Ohne diese Strategien hätte die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) in der Schweiz einen noch stärkeren Einbruch erlitten. Doch trotz der Monate, die mittlerweile vergangenen sind, sind die Auswirkungen der Zentralbankaktion noch immer zu spüren. Mehr als zwei Drittel der MEM-Unternehmen  MEMschätzen die Aussichten für ihre Industrie als negativ ein, wie eine aktuelle Studie von Deloitte und BAKBASEL zeigt.

Der Weg ins Ausland wird für immer mehr Unternehmen attraktiv. 77 Prozent der für die Studie befragten Unternehmen gaben an, dass sie das Rohmaterial für ihre Produkte in der Eurozone einkaufen wollten. Und fast die Hälfte gibt mittlerweile als längerfristige Strategie die Verlagerung und den Aufbau neuer Geschäfte im Ausland an. Hierbei reicht schon eine kleine Veränderung in der Frankenstärke, um mehr Unternehmen ins Ausland zu locken.

Bei einem Euro-Franken-Kurs von 1.10 und mehr beispielsweise erachten es derzeit nur acht Prozent der befragten MEM-Unternehmen als zwingend, ihre Produktion zu verlagern. Liegt der Wechselkurs jedoch zwischen 1.00 und 1.10 würden bereits 32 Prozent der Befragten eine solche Unternehmensentscheidung als unumgänglich ansehen. Bei einem Wert von unter 1.00 sagen dies sogar 66 Prozent, also deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen.

„Maßnahmen, die schon im Zeichen der Frankenstärke vor drei Jahren eingeführt wurden, helfen, den erneuten Frankenschock zu bewältigen“,sagt Martin Meier von Robatech. „KMUs, die sich stärker ins Ausland gewagt haben – beispielsweise über den Ausbau von ausländischen Kundenservice- oder Beschaffungszentren – sind nun viel besser gewappnet.“ 23 Prozent der Befragten gaben an, dass Investitionen und der Aufbau neuer Geschäfte im Ausland aufgrund der Frankenstärke bereits getätigt worden seien. Etwa 22 Prozent haben dies noch vor. Eine Verlagerung in den Euroraum haben 24 Prozent bereits vollzogen und 22 Prozent geplant. Dabei handelt es sich der Studie zufolge um „einen beachtlichen Verlagerungstrend im Zeichen der Frankenstärke“.

Neben der üblichen Verlagerung von Wertschöpfungsschritten ins Ausland werden auch „neue Wertschöpfungsschritte, die früher fraglos in der Schweiz angesiedelt wurden, künftig gleich von Anfang an im Ausland geplant. Investitionen wandern so vermehrt ins Ausland. Auf die Frage, welche Strategien zur Effizienzsteigerung und Kostenreduktion das jeweilige Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten in den Vordergrund stellen wird, antworteten 63 Prozent „Verlagerung und/oder Aufbau neuer Geschäfte im Ausland“. 2012 waren es nur 31 Prozent. „Effizienz- und Produktivitätssteigerung in der Produktion“ gaben 81 Prozent an.

Der Druck durch die Frankenstärke ist vor allem auch ein Problem der klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU). Denn im Gegensatz zu großen Unternehmen fehlen ihnen oft schlicht die Mittel, um beispielsweise Prozesse ins Ausland zu verlagern oder mit billigeren Preisen konkurrenzfähig bleiben zu können. Gleichzeitig haben große Schweizer Unternehmen die Frankenstärke auch genutzt, um im Ausland durch Zukäufe zu wachsen. Ein Viertel der Unternehmen geht davon aus, dass gerade Fusionen und Übernahmen in den kommenden drei Jahren zum Wachstum beitragen werden. Gerade bei KMU stehen dabei Konsolidierungen, um Größenvorteile zu erzielen, im Vordergrund.

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