Gefährliche Diskussion in Deutschland um die ausländischen Kapitalgesellschaften
von Insolution Team
So viel Sehnsucht nach nationaler Abschottung ist einmalig in
der Bundesregierung. Auch Wirtschaftsminister Michael Glos hatte – zumindest
offiziell – stets für offene Märkte geworben und neue Schutzzäune verteufelt.
Gelten diese Grundsätze nicht mehr, oder sind dem Wirtschaftsminister einfach
einige unkontrollierte Gedanken entglitten?
Die internationale
Finanzwelt trifft da keine Unterscheidung. Gesagt ist gesagt. Man braucht nicht
viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Märkte auf Forderungen nach einer
generellen Meldepflicht für ausländische Investitionen in Deutschland reagieren.
Sollten die Vorschläge des Wirtschaftsministers in Gesetzesform gegossen werden
und die Politik die Hoheit über sämtliche ausländischen Direktinvestitionen
gewinnen, droht Deutschland eine folgenschwere Isolation.
Für
langfristiges Wachstum braucht die Wirtschaftswunderrepublik aber frisches Geld
und strategische Beteiligungen. Eine pauschale Verurteilung ausländischen
Kapitals kann sich Deutschland nicht leisten. Dabei ist die Diskussion um den
wachsenden Einfluss politisch gesteuerter Staatsfonds in China, Russland und
einigen Golfstaaten nicht unberechtigt. Mittlerweile kontrollieren diese
Kapitalgesellschaften ein unvorstellbares Vermögen von mehr als drei Billionen
Dollar, längst ist ihre Kaufkraft größer als die von allen Hedge-Fonds der Welt
zusammen.
Allein die objektiv messbare Macht der Staatsfonds ist aber
nicht der Grund für den politischen Aktionismus. Wie eine Epidemie weitet sich
unter deutschen Politikern ein Gefühl von Unbehagen aus, weil niemand die
ökonomischen Interessen dieser mächtigen Geldsammelstellen kennt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht deshalb von besonderen Fonds, die anders
als Hedge-Fonds nicht allein auf eine maximale Rendite ihrer Investitionen
schielen, sondern auch politische Interessen verfolgen.
Als warnendes
Beispiel wird gerne der Einstieg Chinas beim amerikanischen Finanzinvestor
Blackstone genannt, der wiederum mit einigen Prozent an der Deutschen Telekom
beteiligt ist. Rein rechnerisch könnte der chinesische Staatsfonds mehrere
Dax-Unternehmen schlucken, warnen die politischen Akteure der Großen
Koalition.
Könnte, wohlgemerkt. In der Welt des Konjunktivs ist vieles
denkbar. Aus einer gefühlten Angst vor der Globalisierung darf kein
populistischer Protektionismus entstehen. Tatsache ist nämlich, dass die
deutsche Industrie nicht vor einem Ausverkauf steht. Das betont selbst die
Regierung in nüchternen Momenten. Tatsache ist auch, dass es bereits
Abwehrinstrumente gegen ungewollte Eindringlinge gibt.
Die
Bundesregierung und insbesondere der Wirtschaftsminister sind gut beraten, die
Diskussion mit äußerster Vorsicht zu führen. Beim Schutz der Wirtschaft kann es
maximal um eine Prüfung in Ausnahmefällen gehen. Die aber muss mit besonderem
volkswirtschaftlichem Interesse begründet sein.
Quelle: Sven Afhüppe
Weiterführende Links:
http://www.handelsblatt.com
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