Mini-GmbH in Deutschland: Der Boom bleibt aus

von Insolution Team

40.000 neue Unternehmen seit 2008 - besonders viele kommen aus der IT

Sie war das Ergebnis einer der umfassendsten GmbH-Reformen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte; Die Unternehmergesellschaft (UG), auch Mini-GmbH genannt. Sie sollte die Gründung einer GmbH erleichtern und so neuen Schwung in die träge deutsche Gründerszene bringen.

Seit 1. November 2008 können sich Existenzgründer für diese Rechtsform entscheiden. Ihr größter Vorteil: Im Gegensatz zur klassischen GmbH braucht die Mini-Version keine 25.000 Euro Stammkapital. Theoretisch kann jeder eine gründen, der den Betrag von einem Euro als Stammkapital mitbringt.

Hat die Mini-GmbH, die so beubelt wurde, als sie an den Start ging, aber nun wirklich den ersehnten Gründerboom ausgelöst? Tatsache ist, dass in den letzten zwei Jahren etwa 40.000 Unternehmer diese Gesellschaftsform nutzten (43.000 laut Creditreform, 39.534 laut der Lübecker databyte GmbH). Damit stellen die UGs mittlerweile rund drei Prozent aller wirtschaftsaktiven Unternehmen. Ein echter "Boom" sieht anders aus.

Wie die Creditreform berichtet, geht ein Teil des angeblichen Booms aber nicht auf neue Firmen, sondern auf Umgründungen bereits bestehender Unternehmen zurück. Auch habe die UG nicht unbedingt zusätzliche Existenzgründer angelockt, sondern vielmehr die Gründungen in anderen Rechtsformen verdrängt. Außerdem ebbe auch dieser Schub wieder ab: 2010 werde die Zahl der UG-Gründungen zurückgehen, so die Prognose der Creditreform-Experten.

Interessant ist auch, dass die 1-Euro-Lösung gar nicht so gefragt ist – ganz so niedrig hätte man das Stammkapital also gar nicht ansetzen müssen. So gehen laut Creditreform nur 10,4 Prozent der Jung-Unternehmer tatsächlich mit nur einem Euro an den Start. 52,3 Prozent der Gesellschaften werden mit etwa 500 Euro gegründet, ein Viertel mit bis zu 1.000 Euro. 22,4 Prozent der Gesellschaften besitzen eine höhere Kapitalausstattung.

Auch die Lübecker databyte GmbH hat sich das Gründergeschehen rund um die Mini-GmbH angeschaut und dabei auch ein Länderranking erstellt. Besonders beliebt ist die UG demnach in Berlin. Hier sind ganze 4,52 Prozent aller Firmen Unternehmergesellschaften. In Sachsen-Anhalt und Brandenburg sind es 4,06 bzw. 3,70 Prozent, die diese Rechtsform führen. In Hamburg mit 2,43 Prozent, Hessen mit 2,34 Prozent und Bremen mit nur 1,97 Prozent entscheiden sich die wenigsten Gründer für die neue Gesellschaftsform. Noch interessanter. Rund 3 Prozent aller in den letzten zwei Jahren gegründeten UGs wurden mittlerweile zu GmbHs umfirmiert.

Bei Databyte GmbH sieht man aufgrund der vorliegenden Zahlen den Siegeszug der englischen Limited – wie vom Gesetzgeber gewünscht – gestoppt. Allerdings hat diese Gesellschaftsform nicht verloren, sondern liegt immernoch ungefähr gleichauf (Schätzungen schwanken zwischen 30.000 und 40.000). Da diese alternative Rechtsform in Deutschland auch erst vor einigen Jahren richtig "entdeckt" wurde, muss man wohl eher von einem Kopf-an-Kopf-Rennen sprechen. Wobei widerrum bei den Marktanteilen "rennen" doch zu hoch gegriffen wäre.

Auch databyte glaubt nicht daran, dass sich die Mini-GmbH in den nächsten Jahren als eine der beliebtesten Rechtsformen durchsetzen wird. Man sieht sie eher als eine Art Sprungbrett: "Zu erwarten ist, dass sie als Motor für Firmenneugründungen dienen und sich die Quote der GmbH-Umwandlungen noch stärker erhöht", erläutert Silke Venker, Sprecherin der databyte GmbH. Übrigens: Besonders hohe Anteile weist die Mini-GmbH in den Branchen "Gastronomie" und "Informationstechnologie" auf.

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