Vorausschauender Unternehmensführung
von Insolution Team
Selbst das größte und modernste Schiff kann untergehen. Das lehrt das Beispiel der Titanic. Gleiches gilt für Unternehmen. Zu spätes oder falsches Reagieren in Krisenlagen ebenso wie Defizite in der Unternehmensführung können schnell den Untergang einleiten.
Die Titanic fasziniert viele Menschen noch heute. Neben der hohen Zahl von
Opfern sind vermutlich die schwer fassbaren Begleitumstände der Katastrophe
dafür verantwortlich. Durch Leichtsinn und Inkompetenz rammte der bis dahin
größte und luxuriöseste Ozeanriese am 15. April 1912 auf seiner Jungfernfahrt
von Southampton nach New York einen Eisberg. 1.490 Menschen starben. Das als
unsinkbar geltende Schiff liegt inzwischen seit fast 100 Jahren auf dem
Meeresgrund. Das Titanic-Syndrom ist auch heute noch dafür verantwortlich, dass,
nein – keine Schiffe, sondern Unternehmen untergehen, dass bekannte Marken vom
Ruin bedroht sind, Insolvenz anmelden müssen und plötzlich vom Markt
verschwinden. So können auch heute Unternehmen noch vieles von der Katastrophe
um den Untergang der Titanic lernen, auch wenn die Eisberge inzwischen aus einem
anderem Material beschaffen sind: Es sind die wirtschaftlichen
Umfeldbedingungen, die Vergleichbarkeit der Produkte, der demografische Wandel,
der Mangel an Fachkräften und die tägliche Aufgabe, Mitarbeiter und Kunden zu
begeistern. Das Verhalten von Unternehmern und Managern in kritischen
Situationen entscheidet darüber, ob die Eisberge der Herausforderung für das
Unternehmensschiff zum Untergang führen oder es glücklich im Zielhafen einlaufen
kann.
Hochmut und planloses Handeln
Viele
Unternehmen begehen heute ähnliche Fehler wie die Titanic bzw. die Menschen, die
in die Geschehnisse eingriffen. Sie ignorieren, manchmal sogar mehrfach,
Eisbergwarnungen – schließlich sind sie ja fest davon überzeugt, unsinkbar zu
sein. Auf der Grundlage dieser Überheblichkeit entwickeln sie auch noch einen
falschen Ehrgeiz. Statt dem blauen Band für die schnellste Atlantiküberquerung
sind es heute oft der kurzfristige schnelle Umsatz oder unerfüllbaren
Forderungen an die Mitarbeiter. Kommt es schließlich zu einer kritischen
Situation, reagieren viele Unternehmer heute ebenso falsch wie damals Kapitän J.
Smith: In den nur 160 Minuten von der Kollision bis zum Verschwinden von der
Wasseroberfläche hat dieser zu spät SOS gefunkt, besetzte die wenigen
Rettungsboote nicht komplett und gab zudem die Befehle „Frauen und Kinder nach
Backbord! Frauen und Kinder zuerst!“ Ein tödlicher Unsinn: Wer sollte denn die
10 Boote auf der Steuerbordseite besteigen. Von den möglichen 1178, für die in
den Booten Platz gewesen wäre, wurden nur 711 gerettet.
Damals
war es ein Schiff
Es gibt kaum ein anderes Schiffsunglück, das sich in den Köpfen der Menschen
so sehr festgesetzt hat wie der Untergang der Titanic. Auch rund 100 Jahre
nachdem der Luxusliner der britischen Reederei „White Star Line“ auf seiner
Jungfernfahrt im Eismeer versank, weiß fast jeder, was im April 1912 passierte.
Die Titanic kollidierte im ruhigen Gewässer in einer klaren Mondnacht und trotz
zahlreicher Eiswarnungen mit einem Eisberg. Das angeblich „unsinkbare“ Schiff
sank binnen drei Stunden, etwa 1500 Menschen starben. Um die Ursachen ranken
sich wilde Spekulationen. Sicher ist jedoch, dass es in den Tagen vor dem
Unglück über ein Dutzend warnende Telegramme anderer Schiffe gibt, die ebenfalls
im Nordatlantik unterwegs sind und Eisberge gesichtet haben. Allerdings sind die
Funker der Titanic wegen zahlreicher privater Telegramme überlastet, so dass es
nur ein Teil der Warnungen bis auf die Brücke schafft. Dort hängen die
Nachrichten weitgehend unbeachtet am schwarzen Brett. Auf der Brücke halten zwei
Offiziere Ausschau nach Eisbergen – allerdings ohne Ferngläser. Ob diese in
Southampton vergessen oder an Bord verlegt wurden, ist umstritten. Auch der
Glaube von Offizieren oder Kapitän, man könne „Eis riechen“, soll Gerüchten
zufolge eine Rolle gespielt haben. Das modernste und technisch perfekteste
Schiff seiner Zeit versinkt also gurgelnd im Meer, weil Meldungen nicht gelesen
und Fernglä¬ser nicht benutzt werden.
Heute sind es
Unternehmen
Wer nicht auf das Kleine achtet, scheitert am
Großen. Das galt damals auf der Titanic und heute noch vielmehr für Unternehmen:
Wenn die vermeintlich „kleinen“ Dinge des Alltags nicht stimmen, nützen
visionäre Höhenflüge wenig. Und die modernen Eisberge sind vielfältig:
- Wirtschaftliche Entwicklungen, ähnlich der Finanzkrise und deren vielfältigen Auswirkungen, die wir weder beeinflussen noch steuern können.
- Die Finanzkrise bedingt vor allem im Mittelstand oft eine Finanzklemme, was zu einer geringen Stabilität der Unternehmen führt.
- Durch eine Übersättigung der Märkte hat ein Vernichtungs-wettbewerb begonnen. Immer mehr gleiche Produkte, noch dazu oft billige Kopien aus China u. a. überschwemmen den Handel. Stellt sich die berechtigte Frage: Wo bleibt bei der Vergleichbarkeit vieler Produkte unabhängig vom Preis die Einzigartigkeit, der USP?
- Der demografische Wandel der Gesellschaft bedingt eine Überalterung der Belegschaft bei einem gleichzeitigen Mangel an Fachkräften. Die bestehenden Mitarbeiter sind schwer zu motivieren. Vor allem aber geeignete Azubis zu finden, wird immer schwieriger.
Eisberge voraus!!!
Eine entscheidende Frage, die sich
Unternehmen in diesem Zusammenhang stellen sollten, lautet: Können wir die
Eisberge der Herausforderung meistern oder werden wir daran zerschellen wie die
Titanic? Um Antworten zu finden, ist in den Unternehmen ein Paradigmenwechsel
notwendig. Doch zunächst wollen wir analysieren, warum vielfach ähnliche Fehler
begangen werden bzw. was Unternehmen vom Untergang der Titanic lernen
können:
- Die Fehler des Kapitäns: Kapitän J. Smith verlässt die
Brücke, reagiert auf Warnungen nicht und zieht falsche Schlussfolgerungen. Die
Vernachlässigung von Frühaufklärung und die Fehlinterpretation von
Frühwarninformationen führten sowohl beim Kapitän als auch bei dessen
Führungskräften zu Fehlentscheidungen. Klare Handlungsanweisungen für die
Mannschaft lagen ebenfalls nicht vor.
- Die Fehler der Erbauer: Selbstüberschätzung „Wir sind
unsinkbar“ und falscher Ehrgeiz „Wir holen und das Blaue Band für die schnellste
Atlantiküberquerung“ führen zu Nachlässigkeiten im Detail beim Risikomanagement:
Kein klarer Rettungsplan und zu wenige Rettungsboote.
- Die Fehler der Mannschaft: Menschliche Überheblichkeit und
Arroganz „Wir können Eisberge riechen“ und die lockere Stimmung an Bord fördern
die katastrophalen Entwicklungen.
- Keine Ferngläser: Um die Eisberge frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen einzuleiten, wäre entsprechendes Werkzeug sinnvoll gewesen. Allerdings fehlten in diesem Fall Ferngläser für die notwenige Weitsicht.
Land in Sicht!!!
Ein Schiff zu führen, ist nicht einfach. Ungezählte Wracks wie das der
Titanic in den Tiefen aller Weltmeere zeugen ebenso davon wie die heutigen
Fernsehbilder havarierter Tanker oder die aktuellen Geschehnisse auf der Gorch
Fock, dem Segelschulschiff der Deutschen Marine. Und doch: Angesichts der
vielen Millionen Seemeilen, die Schiffe jährlich über die Ozeane kreuzen und
dabei zahlreichen Stürmen trotzen, sind ihre Kapitäne erstaunlich erfolgreich.
Das mag auch damit zusammenhängen, dass sie auf ihre anspruchsvolle Aufgabe
sorgfältig vorbereitet werden. Echte Kapitäne fallen nicht von den Bäumen. Es
braucht Erfahrung und Anleitung. Und es braucht vor allem den Mut, sich der
Verantwortung für das (Unternehmens-)Schiff zu stellen. Ein guter Kapitän ist
der Fels in der Brandung. Er bestimmt den Kurs und heuert die richtige Crew an.
Er mischt sich nicht in Details ein, die seine Leute besser beherrschen. Dafür
behält er mögliche Gefahren im Auge - vom Eisberg bis zum aufziehenden Sturm.
Auch in heiklen Situationen oder wenn eine schwierige Route zu meistern ist,
flößt er der Crew Mut und Selbstvertrauen ein. Er gibt klare Ansagen, hält
Konflikte aus, trifft auch einmal unpopuläre Entscheidungen und geht als letzter
von Bord. Das ist eine spannende Herausforderung. Wer sich ihr stellt, wird an
ihr wachsen. Und wer sie bewusst ergreift, lernt rasch, Klippen zu umschiffen.
Wer seine Crew begeistern will, sollte diese Aufgabe mit Begeisterung
wahrnehmen. Begeisternde Chefs sind mit Begeisterung Chef. Und das bedeutet: Sie
sind echte Führungskräfte, nicht nur „Manager“.
Fünf
Erfolgsfaktoren, um als Unternehmen dauerhaft zu
überleben
1. Eindeutigkeit
Ein
Unternehmensgeist ist klar und eindeutig, nur dann taugt er als Richtschnur für
tägliches Handeln. Jeder im Unternehmen weiß, wofür es steht und worauf es
ankommt. Man könnte auch von „Werteklarheit“ sprechen. Wenn die
Unternehmenswerte (etwa höchste Qualität und absolute Präzision) jedem klar
sind, braucht man keine ellenlangen To-do-Listen, die ohnehin nie alle
Einzelsituationen erfassen können. Was passieren muss, ist dann „klar“. Jeder
weiß, was zum Unternehmen „passt“ und was nicht.
2.
Transparenz/Offenheit
Ein Unternehmensgeist lebt davon,
dass alle Bescheid wissen. Zahlen und Ziele sind jedermann bekannt;
Geheimniskrämerei darüber, wie es um das Unternehmen steht, ist zu Recht
verpönt. Auch jenseits der Zahlen legen Unternehmen mit Begeisterungskultur Wert
auf Offenheit und klare Worte. Neue Mitarbeiter sollen wissen, was sie erwartet.
Bestehende Mitarbeiter erhalten für gute Leistungen Lob und Anerkennung. Wenn
die Dinge im Alltag nicht so laufen, wie sie sollen, wird dies kommuniziert. Und
auch Abmahnungen sind kein Tabu – wenn jemand die Spielregeln verletzt, gibt es
gelbe und rote Karten.
3.
Ehrgeiz
Unternehmen mit einem speziellen Unternehmensgeist
wollen besser sein als andere; mit Mittelmaß geben sie sich nicht zufrieden.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Unter „Ehrgeiz“ begreifen begeisterte und
begeisternde Unternehmen eben nicht, unerreichbar hohe Ziele zu diktieren, in
der Hoffnung, dass die Mitarbeiter unter dieser Knute dann wenigstens ein
Drittel des Geforderten erreichen werden. Sondern beharrliche gemeinsame
Anstrengungen, stetig noch besser zu werden.
4. Ständiger
Austausch/Kommunikation
In einer Begeisterungskultur wird
viel kommuniziert – der gegenseitige Austausch wird wichtig genommen. Da
Menschen soziale Wesen sind, ist Grabesstille in einem Unternehmen, das
Begeisterung lebt, auch schwer vorstellbar. Und den Unterschied zwischen einer
hochkonzentrierten Stille und gedrücktem Schweigen erkennen wir alle
intuitiv.
5. Wir-Gefühl
Begeisternde
Chefs stellen nicht einfach einen Tischler, Verkäufer, Software-Entwickler ein,
sondern wollen Menschen für ihre Sache gewinnen. Sie bieten ihren Mitarbeitern
daher gezielt Möglichkeiten, sich zum Unternehmen zugehörig zu fühlen. Ein
solches Wir-Gefühl entsteht durch fairen Umgang miteinander und
Gestaltungsmöglichkeiten im Unternehmensalltag, darüber hinaus aber auch durch
gemeinsame Aktivitäten jenseits der Arbeit. Das westfälische Motto „feste
arbeiten und Feste feiern“ wird in vielen Unternehmen gelebt, die auf
Begeisterung setzen.
Quelle: Ralf R. Strupat, STRUPAT.KundenBegeisterung
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